Archiv der Kategorie: Fachspezifische Beiträge

Singen mit kleinen Kindern von 2 – 6

Zunächst möchte ich dir einen wichtigen Gedanken mitgeben:
Stell dir vor, du sollst das Rechnen lernen, und dein Lehrer beginnt in deiner 1. Rechenstunde in der 1. Klasse Volksschule mit Schlussrechnungen oder gar Differentialgleichungen. Es ist jedem einsichtig, dass dieses Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist. Auch beim Schreiben lernen wir erst einzelne Buchstaben, Worte, Sätze. Kein Kind bekommt in der ersten Deutschstunde eine philosophische Abhandlung von Arthur Schopenhauer vorgelegt. Wissen muss aufgebaut werden – und zwar langsam und in kleinen Lernschritten!
Das ist bei der Musik nicht anders! Wenn Kinder singen lernen sollen, dann beginnt man nicht mit einer Komposition von Freddie Mercury!
Übrigens: Wenn du auch noch so gerne Musik hörst, hilft deine Musik dem Kind sehr wenig dabei, selber richtig zu singen. Es sei denn, dem Kind werden parallel dazu adäquate Lernschritte ermöglicht! Der Schritt vom Hören zum Singen muss gelernt sein!
Als Beispiel dafür gibt es Musiker, die brilliant ihr Instrument beherrschen, aber kein Lied singen können.

Wenn du selber gerne musizierst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch den Kind, aufgrund des Dranges zur Imitation, Freude am Musik machen hat. Eine Oma schreibt mir folgendes:
„…Das ist etwas für A, der total in der Musik- und Klangwelt lebt, obwohl er erst 2 Jahre alt ist. Bei den anderen Kindern, die auch sehr musikalisch sind, ist uns das gar nicht so aufgefallen. Das erste, was A. mit seiner Stimme ausprobierte, waren Geräusche – bevor er Worte gesprochen hat, machte er alle möglichen Geräusche nach und versuchte sie mit Händen und Füßen darzustellen. Voll interessant – er nimmt die kleine Gitarre von seinem Bruder und spielt darauf, singt dazu, bewegt sich dazu…es ist unglaublich. Und seitdem er meinen Mann zu Weihnachten beim Cellospielen gesehen hat, nimmt er die Gitarre wie ein Cello und singt dazu mindestens 4 verschiedene Töne und tut so, als wenn er mit dem Bogen über die Saiten fährt. Das ist so witzig!“

Manchmal behaupten auch Eltern, sie seien unmusikalisch. Dazu sei gesagt, dass Amusie sehr selten vorkommt! Es entspricht eher der Wahrheit, dass die Eltern nicht trainiert sind. Und die gute Nachricht: Auch Erwachsene können das Singen noch lernen, so wie man auch ein Instrument noch lernen kann. Vielleicht ist dieses Faktum eine Motivation, gemeinsam mit dem Kind singen zu lernen! Ich will dir Mut machen: Du könntest deine längst vergessene Blockflöte auspacken und mit „Alle meine Entlein“ beginnen!

Musik und Sprache

Bevor Kinder sprechen lernen, beginnen sie bereits Geräusche zu imitieren (siehe Bericht der Oma) oder vor sich her zu singen. Wer kennt das nicht, dass ein Kind mit einem Auto spielt und „brm, brm“ dazu kommentiert oder es singt dem Stoffteddy ein Lied vor – ganz intuitiv folgt das Kind seinem eigenen inneren Singsang. Musik ist in der Regel vor der Sprache vorhanden.
Musik ist in uns angelegt und ein essentielles Ausdrucksmittel. Selbst die Höhlenmenschen spielten schon auf der Trommel oder auf der Flöte!

Wie aber lernt ein Kind unser Tonsystem? Wie lernt es Tonlängen zu unterscheiden?
Hier gebe ich dir praktische Hilfestellungen.

Fingerspiele

Es gibt ganz einfache Fingerspiele und Mitmachreime, bei denen rhythmisches Sprechen eintrainiert wird. Das macht auch schon 1-2jährigen Spaß! Hier ein Beispiel:

Zum Eintrainieren unterschiedlicher Tonlängen eignet sich das Gedicht vom Schneemann:
„Stapf, stapf, stapf“ entspricht dem Längenwert von Viertelnoten
„Trappel, trappel, trap“ entspricht dem Längenwert von Achtelnoten
„Hüpf,hüpf, hooooo“ dabei entspricht sdas „hooooo“ dem Wert einer Halben Note
Durch Klopfen auf die Oberschenkel, werden die unterschiedliche Tempi verdeutlicht und hörbar.

Unterschiedliche Tonhöhen

Das Kind soll zunächst probieren, mit der Stimme zu modulieren: Wie klingt ein Satz mit hoher Stimme gesprochen? Wie klingt er mit tiefer Stimme gesprochen? Ein schönes Beispiel dafür ist die Bärengeschichte von Familie Tatzentupf: Papa Tatzentupf spricht tief, Mama in mittlerer Tonlage, die Kinder hoch!

Gerhard Schilcher und Cornelia Kirsch

Lieder im Fünf- und Sechstonraum

Wenn Kinder unsere westlichen Tonskalen lernen sollen, beginnst du zunächst mit den ersten 5 Tönen der Tonskala. Einfache Kinderlieder sind dazu wunderbar geeignet, weil sie keine großen Tonsprünge haben, sondern die Tonleiter als solche gesungen wird.
Die Tonhöhe ist einerlei: Kinder erkennen eine Melodiefolge in unterschiedlichen Tonarten bzw. Tonhöhen wieder. Das ist übrigens beim Vogel anders: Er kann seine Melodie nicht in andere Tonhöhen übertragen und auch in anderer Lage nicht wiedererkennen!
Beispiele für Kinderlieder:
„Ringel, ringel, reihe“ (5 Töne)
„Backe, backe Kuchen“ (5 Töne)
„Ist ein Mann im Brunnen g´fallen“ (5 Töne)
„Alle meine Entchen“ (6 Töne)
„Fuchs du hast die Gans gestohlen“ (6 Töne)
„Spannenlanger Hansl“ (6Töne)
Die Kinder lernen dabei unsere Dur -Tonskala zu verinnerlichen und die Tonabstände sowohl zu hören als auch zu imitieren.

Lieder im Oktavumfang

Es ist im Kindergarten ausreichend, den Umfang der Oktav zu lernen. Fast alle bekannten Kinderlieder und auch unsere herkömmlichen Weihnachtslieder sind hervorragend dazu geeignet. Auch volkstümliche Lieder wie „Und jetzt gang i ans Petersbrünnele“ machen Kindern viel Spaß. Wenn zusätzlich auch zu Hause viel gesungen wird, können Kinder am Ende der Kindergartenzeit Töne einfacher Liedern mühelos exakt treffen.
Unser Problem ist, dass uns Lieder gefallen, die etwas komplizierter aufgebaut sind. Die Lieder sind dann zu umfassend und fordern vom Kind zu viele neue Lernschritte gleichzeitig. Das Kind kann die Vielzahl neuer Töne nicht so schnell erfassen, und trifft deshalb den richtigen Ton nicht!
Ein Vergleich mit der Mathematik: Wenn das Kind die Zahlen von 1 – 10 gelernt hat, setzt es nicht sofort mit dem Zahlenbereich von 1 – 1000 fort. Auch hier wird der Zahlenbereich langsam aufgebaut, der Lernfortschritt schreitet allerdings immer schneller voran, wenn die Grundlagen passen.

Musik und Tanz

Kinder bewegen sich gern zur Musik. Allerdings ist unsere Tanzmusik für Kinder denkbar ungeeignet: Warum? Wenn ein Erwachsener rhythmisch hüpft, macht er je nach Größe und Körpergewicht 110 – 140 Sprünge pro Minute. Ein Kind jedoch bringt leicht 160 – 180 Hüpfer pro Minute zustande, da es kleiner und leichter ist. Wegen dieser Unterschiede ist unsere Tanzmusik für Kinder viel zu langsam. Wenn die Synchronisation von Musik und Bewegung bei Kindern gelingen soll, muss die Musik beschleunigt werden auf etwa 180 Schläge pro Minute. Erst dann kann ein Kind sich zur Musik bewegen. Wir Erwachsenen allerdings sind bei diesem Tempo schnell erledigt! Bewegung (engl. motion) ist sehr intensiv mit unserer Gefühlswelt (engl. emotion) verknüpft. Motion zur Musik (=Tanz) löst bei Kindern in der Regel eine sehr freudige Emotion aus. Dass diese Verknüpfung beim Erwachsenen nicht immer stattfindet, hat eine lange persönliche und gesellschaftliche Geschichte. Es wäre interessant nachzuforschen, wann und warum im persönlichen Lebenslauf dieser Bruch zustande kam. Und: Es lässt sich ein neuer Anfang machen!




Musikübungen für Kinder

Ich möchte dir einige Übungen mitgeben, wie du Kinder darin fördern kannst, ein Lied spielerisch gut aufzunehmen und sie für die Melodie zu sensibilisieren. Dabei lernen Kinder genau hinzuhören und die Melodie zu verinnerlichen. Die erste Übung kannst du mit Neugeborenen ausgeführen, die Übungen 2 und 3 bereits mit Zweijährigen.

Singen und Tanzen

Auch mit einem Baby im Tragetuch kannst du schon zu Liedern, die du singst, tanzen. Je älter dein Kind ist, desto aktiver wird es mittanzen!

Musik dirigieren

Jedes Kind dirigiert während des Singens das Lied auf seine Weise. Es lernt dabei, das Lied zu interpretieren.
Du kannst das auch alleine mit deinem Kind durchführen.
Du und dein Kind, ihr könnt euch auch abwechseln: Du dirigierst das Lied, welches das Kind singt, und das Kind dirigiert dein Lied.

Melodie mit Händen bzw. mit dem Körper zeigen

Hände: Die Hände wandern nach oben, wenn die Melodie nach oben geht, bzw. nach unten, wenn die Melodie nach unten wandert.
Körper: Die Kinder gehen in die Hocke, wenn die Töne tiefer werden und stellen sich bei hohen Tönen auf die Zehenspitzen oder sie tanzen zur Musik.

Musik tasten (ab 4)

Die Kinder gehen zu zweit zusammen. Während Kind A nun das Lied singt, tastet Kind B beim singenden Kind den Rücken ab, um den Klang zu spüren. Danach wechseln die Kinder die Rollen.

Kopfsingen (ab 6)

Diese Übung ist nur zu zweit möglich und nur bei einem innigen (z.B. Mutter – Kind) bzw. freundschaftlichen Verhältnis (zwei Kinder/Erwachsene, die sich sehr mögen) möglich.
Ihr stellt euch gegenüber auf, nehmt euch in den Arm und legt die Köpfe seitlich aneinander. Jetzt singt einer von beiden, und der andere nimmt die Melodie über die enorm gute Leitung der Schädelknochen und der damit verbundenen Vibration wahr. Das ist ein sehr beeindruckendes Erlebnis! Nachher tauscht ihr die Rollen.
Achtung: Ihr müsst die Ohren aufeinander legen! Keinesfalls darfst du ins Ohr deines Gegenübers singen!

Musiklabyrinth (ab 6)

Kinder stellen sich frei im Raum auf, bleiben aber am Platz stehen und singen gemeinsam ein Lied. Ein Kind muss mit geschlossenen Augen durch den Raum gehen und soll mit keinem Kind zusammenstoßen.

Musikstraße (ab 6)

Die Kinder stellen sich im Raum in einer langen, gewundenen Straße auf und singen. Die Kinder können sich dabei an der Hand halten. Kind A schließt die Augen, wird an den Anfang der Straße gestellt und soll entlang des Gesangs gehen.

Musikspaziergang (ab 8)

Die Kinder verteilen sich im Raum, schließen die Augen, halten die Hände zur Orientierung vor ihren Körper und singen leise vor sich hin ihr Lieblingslied. Dann schließen alle die Augen und beginnen zu gehen. Sie sollten Zusammenstöße vermeiden. Durch die vorgehaltenen Hände wird ein Anstoßen an der Wand, beim Kasten etc. verhindert.

Partitur malen (ab 8)

Die Melodie wird als geschwungene Linien farbig aufgemalt.

Klangdom (ab 8)

Kind A liegt in der Mitte am Boden, während die anderen rundherum im Kreis stehen, nach unten blicken und singen. Dabei können die singenden Kinder ihre Arme nach oben halten, sodass die Fingerspitzen wie bei einem Hausdach zusammenkommen.

Klangblase (ab 8)

Kind A geht mit geschlossenen Augen durch den Raum, während die anderen sich an der Hand fassen, einen Kreis um Kind A bilden und singend mitgehen. Die singende Blase soll nicht mit Kind A zusammenstoßen. Kind A führt, die Blase folgt. Sollte Kind A die Blase in die Nähe eines Hindernisses führen, muss es rechtzeitig zu einer Kurskorrektur angeregt werden. Entweder wird das Kind an den Schultern berührt und in die richtige Richtung ohne Hindernis gedreht, oder es erhält verbale Anweisungen wie: „Stop! Bitte nach rechts drehen, sonst stoßen wir an die Wand!“

Kinderlieder und Geschichten für Ostern

In diesem Beitrag findest du zahlreiche praktische Anregungen. Lieder und Geschichten sind als Video verfügbar. Genauere Ausführungen findest du auf den entsprechenden Unterseiten.

Das Osterfest

Das Wort „Ostern“ ist abgeleitet von „ostara“ und bedeutet „Morgenröte“. Der Begriff lässt viele Interpretationen zu. Allgemein geht es um einen neuen Anfang, um werdendes Leben nach der langen Winterzeit. Dunkelheit und Kälte sind vorüber. Deshalb wird das Osterfest am ersten Sonntag nach Frühlingsbeginn (=Tag- und Nachtgleiche) gefeiert. Der Tag dauert endlich wieder länger als die Nacht! Der Hase wirft seinen dicken Winterpelz ab und die Hühner legen mehr Eier als im Winter. In diesem Sinn erleben auch die „Ostertiere“ ihre Verwandlung.
Da in den Eiern neues Leben verborgen liegt, sind sie Symbol für das erwachende Leben im Frühling und somit für das Osterfest. Dass nun ausgerechnet durch das Kochen der Eier das Leben vernichtet wird, erscheint paradox. Doch sind Eier ein uraltes Fruchtbarkeits- und Lebenssymbol. Durch den Verzehr der Eier nehmen wir symbolisch das Leben, den Neuanfang in uns auf.

Die christliche Tradition

Das christliche Osterfest rankt sich um die Auferstehung Jesu. Die davor liegende Passionszeit, sowie Palmsonntag, Kreuzigung und Auferstehung gehören unauflöslich mit dem Osterfest zusammen.

Als Erzieher*in musst du die Vorentscheidung treffen, ob du die christlichen Vorstellungen integrieren willst. Entsprechend deiner Vorentscheidung sind Geschichten und Lieder auszuwählen.

Ich möchte dir nun einige Beispiele und praktische Entwürfe anbieten. Vielleicht gefällt dir ja etwas davon!

1) Liedgeschichte von der Raupe

Diese Geschichte mit zwei Liedern eignet sich für Schule, Kindergarten, Kinderkirche und Religionsunterricht. Die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling kann als Symbol für Auferstehung verwendet werden. Viel Freude damit!

a) Die Geschichte von der Raupe

Gerhard Schilcher und Cornelia Kirsch

b) Lied: „Eine kleine Raupe“ von Gerhard Schilcher

Dieses meditative Lied kann auch in Bewegung gesetzt werden. Dazu stellen sich die Kinder in einer langen Schlange hintereinander auf. Die Kindergartenpädagog*in führt die Raupenschlange an und alle wandern durch den Bewegungsraum.

Cornelia Kirsch und Gerhard Schilcher

c) Lied: „Ich bin ein bunter Schmetterling“ von Cornelia Kirsch

Das Lied vom Schmetterling kann natürlich völlig unabhängig von der Geschichte einstudiert und in Bewegung gesetzt werden. Die Kinder können beim Refrain als Schmetterlinge durch den Bewegungsraum schweben.

Cornelia Kirsch

2.) Palmsonntag

Die folgende Geschichte erzählt vom Einzug in Jerusalem. Das Wort „IA“ wird stets von den Kindern gesprochen. Dazu passt das Lied „IA, das heißt JA“

a) Adela

Die Geschichte erzählt von der Eselin Adela und dem kleinen Fohlen Burro. Plötzlich wird ihr Alltag unterbrochen und die beiden erleben einen aufregenden Tag mit Jesus, der ihr Leben verändert.

Cornelia Kirsch

b) Lied: „IA, das heißt JA!“ von Cornelia Kirsch

Conny und Hannah

3) Lied „Der Osterhas, au weia“

Dieses lustige Mitmachlied ist für Kinder von 2 – 10 geeignet: Da der Osterhase keine Eier legt, bittet er das Huhn um Hilfe.

Conny und Leonie

4) Familie Plüsch

Die Geschichte von Manfred Kyber erzählt vom Maulwurf Peter Plüsch und seiner Familie. Seine Begegnung mit einem Grashüpfer macht deutlich, das es eine Welt oberhalb und unterhalb der Erde gibt.
Auch diese Geschichte kann in Schule, Kindergarten, Kinderkirche und Religionsunterricht eingesetzt werden.

Cornelia Kirsch

5) Lied „Auferstehung“

Dieser meditativer Kanon für 4 Stimmen kann in Schule und Gemeinde eingesetzt werden.

Annaliesa und Cornelia Kirsch

Musik für Neugeborene

Bevor ich zum Thema komme, möchte ich dir mein Tauflied „Anvertraut“ vorstellen. Vielleicht gefällt es dir und du kannst es brauchen! Viel Freude damit!

Was hört ein Baby

Für die Entwicklung eines voll funktionsfähigen Hörsinnes bedarf es akustischer Reize. Der Hörsinn ist in seiner Entwicklung früher abgeschlossen als der Sehsinn. Was jedoch vor der kritischen Periode der ersten drei Lebensjahre nicht gelernt wird, bleibt defizitär. Musik ist also sehr förderlich für die Ausbildung des Hörens.
Grundsätzlich hört dein Baby zunächst wesentlich leiser du. In den ersten Lebenstagen ist noch Fruchtwasser im Ohr und das Baby hört alles etwas gedämpft. Auch in den ersten Wochen lässt sich ein Baby kaum von tobenden Geschwistern oder der Türklingel wecken. Auch muss es erst lernen, die Richtung der Schallquelle zu orten. Erst am Ende des 2. Lebensjahres ist das Gehör mit dem des Erwachsenen vergleichbar.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist newborn-baby-gbb1e62462_1920-1024x682.jpg

Wie spreche ich mit einem Baby

Es ist interessant, dass Erwachsene, sobald sie sich einem Baby zuwenden, ihre Stimme verändern: Sie sprechen mit höherer Tonlage und mehr Variationsbreite (=Modulation). Die Sprachmelodie gleicht einem Singsang, wobei es kulturelle Unterschiede gibt. Außerdem ist die Sprache von zahlreichen Wiederholungen geprägt.
Noch spannender ist, dass Babys ausgerechnet diese hohen „Singsangstimmen“ bevorzugen. Wir passen uns also, ohne es bewusst zu steuern, den Bedürfnissen des Kindes an.
Du kannst also mit deinem Baby am Wickeltisch kleine Spiele machen, wo du taktile und akustische Reize kombinierst. Sprechrhythmen zu lernen ist eine wesetliche Grundlage für das Singen! Hier zwei Beispiele:

STREICHEL STREICH
Streichel streich, streichel streich,
die kleinen Füße sind so weich! (dabei werden die Füße massiert)
Und ich geb´ ihnen zum Gruß
einen dicken, dicken Kuß! (jetzt werden die Füße geküsst)

Streichel streich, streichel streich,
der kleine Bauch, der ist so weich! (dabei wird der Bauch massiert)
und ich gebe ihm zum Gruß
einen dicken, dicken Kuss! (jetzt wird der Bauch geküsst)

Auf diese Weise können sämtliche Körperteile durchgespielt werden (Nase, Finger, Po…)

MEIN KLEINES PFERDCHEN
Mein kleines Pferdchen hopp, hopp, hopp (Finger laufen über den Babykörper)
sucht seinen Stall schnell im Galopp
und macht bei der Schulter Stop! (bei der Schulter bleiben die Finger stehen)
„Liebe Schulter, sag mir wo
find´ ich meinen Stall mit Stroh?“ (dabei wird unentwegt die Schulter angetippt)

So werden verschiedene Körperteile besucht: der große rechte Zeh, das linke Knie…) Zuletzt heißt es:

Mein kleines Pferdchen hopp, hopp, hopp (Finger laufen über den Babykörper)
sucht seinen Stall schnell im Galopp
und macht auf dem Kopfe Stop! (bei der Nase bleiben die Finger stehen)
„Hier endlich ist mein Stall mit Stroh
Ich bin zu Haus und freu mich so!“
(denn kraulen die Finger den Kopf und die Haare des Babys!)

Außerdem kannst du rhythmisch klatschen und dabei die Hände des Babys halten. Dann klatscht das Baby mit!
Z.B. „Der Affe will eine Banane und macht: Bitte-bitte-bitte!“ Bei jedem „Bitte“ klatschst du mit den Händen des Babys.
Dann kannst du immer nur diesen Rhythmus wiederholen – mit Händen oder mit Füßen – durch Klopfen, Klatschen, Stampfen etc.

Wie singe ich mit einem Baby

Babys können bereits mit einigen Wochen Rhythmen und Melodien wiedererkennen. Können das nicht auch Vögel? Ja, auch Vögel erkennen und singen eine Melodie, doch ist diese an bestimmte Töne gebunden. Wird die Melodie höher oder tiefer gesungen, wird sie nicht erkannt. Ein Baby jedoch erkennt die Melodie auch in anderen Tonarten. Für das Singen gilt dasselbe, wie für das Sprechen: Kurze, einfache Melodien, die immer wiederholt werden. „Alle meine Entchen“ oder „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ eignen sich hervorragend. Du kannst dazu mit deinem Kind in der Badewanne spielen oder tanzen.

Wenn du das Baby im Tragetuch hast, dann liegt es mit dem Ohr auf deiner Brust. Wenn du jetzt singst, spürt das Baby die Vibration in deinem Brustkorb. Diese überträgt sich auf das Kind durch die Schädelknochen. Es hat eine ähnlich beruhigende Wirkung wie die Schallübertragung im Mutterleib.
Siehe hierzu meinen Beitrag „Musik für Ungeborene“

Auch Tanzen zum Gesang ist für das Musikverständnis förderlich. Hierzu empfehle ich dir meinen Beitrag „Musikübungen für Kinder“

Musik und Intelligenz

Ich möchte hierzu ein Bild bringen: Stell dir das Gehirn deines Kindes wie eine Landkarte vor. Viele Orte sind eingetragen, aber es gibt keine Straßen. Je mehr Straßen es gibt, desto schneller kommt man zu Fuß von einem Ort zum anderen. Außerdem gibt es mehr Möglichkeiten der Bewohner, sich zu treffen, miteinander Handel zu treiben, miteinander zu feiern. Ohne Straßen sind die Wege von einem Dorf zum anderen mühsam. Wenn man dann auch noch ein Motorrad hat und eine gute Straße, dann kommt man mühelos von da nach dort!
Genauso ist Musik! Sie baut Bahnen zwischen den einzelnen Gehirnarealen, sodass das Verbindungsnetz im Hirn immer besser wird. Außerdem ist Musik ein sehr schnelles Fahrzeug! Kinder können schneller eine Melodie lallen, als Wörter sprechen! Und in diesem Sinne fördert Musik die Intelligenz! Aber Achtung: Du sollst dein Kind nicht berieseln, denn die fremden Stimmen aus dem Radio haben für das Kind wenig Bedeutung! Es reagiert auf die Stimmen seiner Bezugspersonen! Musik ist nicht Musik! Wenn ein Kind ein Lied von dir kennt, dann reagiert es auch mit erhöhter Aufmerksamkeit, wenn es dieses Lied von einer anderen Quelle hört! Hier ein einfaches Lied, das du gut lernen und mit deinem Kind singen kannst:

„Bei Papas Auto scheppert es“ von Conny Kirsch aus der Kinderlieder CD „Tiere gehen nicht aufs Klo“

Zusammenfassung:

– verbinde taktile Reize mit akustischen Reizen
– wiederhole kurze Reime und Lieder möglichst oft
– klatsche, stampfe, tippe, wackle einfache Rhythmen

Musik für Ungeborene

Das Kind im Mutterleib

Vielleicht fragst du dich, was du schon vor der Geburt für die musikalische Entwicklung deines Kindes tun kannst. Hier ein paar Gedanken:

Was hört ein Fötus

Für den Fötus ist die akustische Welt in deiner Gebärmutter keinesfalls langweilig. Neben dem Herzschlag und dem pulsierenden Geräusch des Blutes hört dein werdendes Kind auch die Atem- bzw. Darmgeräusche. Diese Geräuschkulisse ist wie eine permanente „Hintergrundmusik“. Die Darm- und Magengeräusche der Mutter werden am lautesten vernommen und können Spitzenwerte von 85 Dezibel erreichen – das entspricht etwa dem Straßenlärm auf einer stark befahrenen Straße.

Welche Folgen hat Lärm

Extrem laute Schallimpulse können bereits beim Ungeborenen Schwerhörigkeit sowie eine Frühgeburt verursachen. Du kannst also laute Schallquellen (Diskotheken, Rockkonzerte etc.) und starke Lärmschwankungen vermeiden. Damit tust du deinem Baby viel Gutes! Angemessene Beschallung ist für die sensible Entwicklung des Gehörs unerlässlich.

Wie klingt die mütterliche Stimme für ein ungeborenes Baby

Lange bevor das Baby deine mütterliche Stimme hören kann, fühlt es diese. Ich lade dich ein, dazu folgenden Versuch zu machen: Stopfe dir einen Hörschutz in deine Ohren und lege deinen Kopf seitlich auf die Brust deines Gegenübers – dein Ohr liegt also auf der Brust des Gegenübers. Nun bitte dein Gegenüber zu singen. Du wirst merken, wie stark du die Schwingungen spürst. In der Regel wirkt das beruhigend.

Etwa ab der 20. Schwangerschaftswoche kann dein Baby dich hören. Es hört dich ganz einzigartig, ja, es ist eingehüllt in deine Stimme, die durch Knochen, Gewebe und Fruchtwasser übertragen wird. Deine Beckenknochen wirken wie ein trichterförmiger Lautsprecher. Entscheidend sind dein Sprech- und Singrhythmus. Dieses ganz individuelle Grundmuster ist für dein Kind die Quelle der Geborgenheit.

Wie klingt die Stimme von Drittpersonen

Ich lade dich erneut ein, einen Versuch zu machen: Stell eine schöne Musik ein ud lege dich in die Badewanne. Und nun tauche unter! Du wirst merken, dass der Schall sehr gedämpft ist, weil er an der Wasseroberfläche reflektiert wird.

Das Sprechen einer Drittperson (Vater, Oma, Freunde…) hört sich im Uterus für das Kind so an, als würde jemand hinter einer dicken Wand sprechen. Der Fötus nimmt die Sprachmelodie, die Vitalitätsaffekte nahestehender Personen wahr und erinnert diese auch. Da Bässe besser über die Bauchdecke in die Gebärmutter eindringen, sind männliche Stimmen zu bevorzugen, denn hohe Töne werden herausfiltriert. Hör dir also in der Schwangerschaft bevorzugt eine sonore Bassstimme an. Vielleicht singt auch dein Partner oder der Opa gerne! Dein Kind wird diese Bezugspersonen an der Sprachmelodie postnatal erkennen.

Mütterlicher Gesang

Wenn du selber gerne singst, dann tu dies bitte, wann immer es dir Freude macht! Wiederholungen helfen deinem ungeborenen Kind, sich zu erinnern. Du kannst zum Beispiel jeden Abend das gleiche Schlaflied singen. Wenn du beim Singen zur Ruhe kommst, sinken bei dir Puls und Atemfrequenz. Dein Kind wird das Lied wiedererkennen und dieses Lied mit „Schlafen“ oder „Ruhen“ in Verbindung bringen. Auch beim Kind werden dann Puls und Atemfrquenz absinken.
Wie wär´s mit folgendem Lied?

Hier kannst du das Schlaflied hören! Sing einfach mit!

Außerdem könntest du dich jeden Tag gemütlich aufs Bett legen, und Musik hören, die dir gefällt und bei der du dich entspannen kannst. Deine Entspannung ermöglicht dem Fötus eine größere Bewegungsfreiheit, was auch für sein Wohlbefinden förderlich ist. Da man ab der 28. SSW davon ausgehen kann, dass Schall in Nervenimpulse verwandelt werden und eine vollständige Verdrahtung zwischen Innenohr und Gehirn stattgefunden hat, wird Musik, die dir zur Entspannung verhilft, auch nach der Geburt zum Wohlbefinden deines Kindes beitragen. Wie gefällt dir das?

„Gletscherlauf“ von Cornelia Kirsch (Hallstattklang)
„Gebet für die Erde“ von Cornelia Kirsch (Schenke dir Zeit)

Zusammenfassung:

– meide Lärm und starke Lärmschwankungen
– hör sonore Bassstimmen z.B. über Tonträger oder noch besser: Papa, Opa, Bruder.._
– sing selber und entwickle ein musikalisches Abend-bzw. Morgenritual
– entspanne dich bei Musik, da Klänge, die dich in der Schwangerschaft entspannen, postnatal das Wohlbefinden des Babys fördern

Ein kleiner Beitrag aus meiner persönlichen Erfahrung
Ich war vor der Geburt des ersten Kindes Flamencotänzerin. Meinen letzten Bühnenauftritt hatte ich in der 15. SSW. Aber auch später in der Schwangerschaft legte ich oft meine Flamencoschuhe an und fegte ein paar knackige Zapateados auf unseren Parkettboden (was dem Boden nicht übermäßig gut tat)
Wen verwundert es also, dass dieser Sohn ein begeisterter Schlagzeuger wurde?