Musik für Neugeborene

Bevor ich zum Thema komme, möchte ich dir mein Tauflied „Anvertraut“ vorstellen. Vielleicht gefällt es dir und du kannst es brauchen! Viel Freude damit!

Was hört ein Baby

Für die Entwicklung eines voll funktionsfähigen Hörsinnes bedarf es akustischer Reize. Der Hörsinn ist in seiner Entwicklung früher abgeschlossen als der Sehsinn. Was jedoch vor der kritischen Periode der ersten drei Lebensjahre nicht gelernt wird, bleibt defizitär. Musik ist also sehr förderlich für die Ausbildung des Hörens.
Grundsätzlich hört dein Baby zunächst wesentlich leiser du. In den ersten Lebenstagen ist noch Fruchtwasser im Ohr und das Baby hört alles etwas gedämpft. Auch in den ersten Wochen lässt sich ein Baby kaum von tobenden Geschwistern oder der Türklingel wecken. Auch muss es erst lernen, die Richtung der Schallquelle zu orten. Erst am Ende des 2. Lebensjahres ist das Gehör mit dem des Erwachsenen vergleichbar.

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Wie spreche ich mit einem Baby

Es ist interessant, dass Erwachsene, sobald sie sich einem Baby zuwenden, ihre Stimme verändern: Sie sprechen mit höherer Tonlage und mehr Variationsbreite (=Modulation). Die Sprachmelodie gleicht einem Singsang, wobei es kulturelle Unterschiede gibt. Außerdem ist die Sprache von zahlreichen Wiederholungen geprägt.
Noch spannender ist, dass Babys ausgerechnet diese hohen „Singsangstimmen“ bevorzugen. Wir passen uns also, ohne es bewusst zu steuern, den Bedürfnissen des Kindes an.
Du kannst also mit deinem Baby am Wickeltisch kleine Spiele machen, wo du taktile und akustische Reize kombinierst. Sprechrhythmen zu lernen ist eine wesetliche Grundlage für das Singen! Hier zwei Beispiele:

STREICHEL STREICH
Streichel streich, streichel streich,
die kleinen Füße sind so weich! (dabei werden die Füße massiert)
Und ich geb´ ihnen zum Gruß
einen dicken, dicken Kuß! (jetzt werden die Füße geküsst)

Streichel streich, streichel streich,
der kleine Bauch, der ist so weich! (dabei wird der Bauch massiert)
und ich gebe ihm zum Gruß
einen dicken, dicken Kuss! (jetzt wird der Bauch geküsst)

Auf diese Weise können sämtliche Körperteile durchgespielt werden (Nase, Finger, Po…)

MEIN KLEINES PFERDCHEN
Mein kleines Pferdchen hopp, hopp, hopp (Finger laufen über den Babykörper)
sucht seinen Stall schnell im Galopp
und macht bei der Schulter Stop! (bei der Schulter bleiben die Finger stehen)
„Liebe Schulter, sag mir wo
find´ ich meinen Stall mit Stroh?“ (dabei wird unentwegt die Schulter angetippt)

So werden verschiedene Körperteile besucht: der große rechte Zeh, das linke Knie…) Zuletzt heißt es:

Mein kleines Pferdchen hopp, hopp, hopp (Finger laufen über den Babykörper)
sucht seinen Stall schnell im Galopp
und macht auf dem Kopfe Stop! (bei der Nase bleiben die Finger stehen)
„Hier endlich ist mein Stall mit Stroh
Ich bin zu Haus und freu mich so!“
(denn kraulen die Finger den Kopf und die Haare des Babys!)

Außerdem kannst du rhythmisch klatschen und dabei die Hände des Babys halten. Dann klatscht das Baby mit!
Z.B. „Der Affe will eine Banane und macht: Bitte-bitte-bitte!“ Bei jedem „Bitte“ klatschst du mit den Händen des Babys.
Dann kannst du immer nur diesen Rhythmus wiederholen – mit Händen oder mit Füßen – durch Klopfen, Klatschen, Stampfen etc.

Wie singe ich mit einem Baby

Babys können bereits mit einigen Wochen Rhythmen und Melodien wiedererkennen. Können das nicht auch Vögel? Ja, auch Vögel erkennen und singen eine Melodie, doch ist diese an bestimmte Töne gebunden. Wird die Melodie höher oder tiefer gesungen, wird sie nicht erkannt. Ein Baby jedoch erkennt die Melodie auch in anderen Tonarten. Für das Singen gilt dasselbe, wie für das Sprechen: Kurze, einfache Melodien, die immer wiederholt werden. „Alle meine Entchen“ oder „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“ eignen sich hervorragend. Du kannst dazu mit deinem Kind in der Badewanne spielen oder tanzen.

Wenn du das Baby im Tragetuch hast, dann liegt es mit dem Ohr auf deiner Brust. Wenn du jetzt singst, spürt das Baby die Vibration in deinem Brustkorb. Diese überträgt sich auf das Kind durch die Schädelknochen. Es hat eine ähnlich beruhigende Wirkung wie die Schallübertragung im Mutterleib.
Siehe hierzu meinen Beitrag „Musik für Ungeborene“

Auch Tanzen zum Gesang ist für das Musikverständnis förderlich. Hierzu empfehle ich dir meinen Beitrag „Musikübungen für Kinder“

Musik und Intelligenz

Ich möchte hierzu ein Bild bringen: Stell dir das Gehirn deines Kindes wie eine Landkarte vor. Viele Orte sind eingetragen, aber es gibt keine Straßen. Je mehr Straßen es gibt, desto schneller kommt man zu Fuß von einem Ort zum anderen. Außerdem gibt es mehr Möglichkeiten der Bewohner, sich zu treffen, miteinander Handel zu treiben, miteinander zu feiern. Ohne Straßen sind die Wege von einem Dorf zum anderen mühsam. Wenn man dann auch noch ein Motorrad hat und eine gute Straße, dann kommt man mühelos von da nach dort!
Genauso ist Musik! Sie baut Bahnen zwischen den einzelnen Gehirnarealen, sodass das Verbindungsnetz im Hirn immer besser wird. Außerdem ist Musik ein sehr schnelles Fahrzeug! Kinder können schneller eine Melodie lallen, als Wörter sprechen! Und in diesem Sinne fördert Musik die Intelligenz! Aber Achtung: Du sollst dein Kind nicht berieseln, denn die fremden Stimmen aus dem Radio haben für das Kind wenig Bedeutung! Es reagiert auf die Stimmen seiner Bezugspersonen! Musik ist nicht Musik! Wenn ein Kind ein Lied von dir kennt, dann reagiert es auch mit erhöhter Aufmerksamkeit, wenn es dieses Lied von einer anderen Quelle hört! Hier ein einfaches Lied, das du gut lernen und mit deinem Kind singen kannst:

„Bei Papas Auto scheppert es“ von Conny Kirsch aus der Kinderlieder CD „Tiere gehen nicht aufs Klo“

Zusammenfassung:

– verbinde taktile Reize mit akustischen Reizen
– wiederhole kurze Reime und Lieder möglichst oft
– klatsche, stampfe, tippe, wackle einfache Rhythmen